Montag, 4. November 2013

Die ungarische Jugend im 21. Jahrhundert

Nicht nur in Ungarn, sondern auch in Deutschland und weiteren Ländern gibt es viele Jugendliche, die nicht am Lernen interessiert sind. Probleme der Schüler in der heutigen Zeit in Ungarn sind:
  • Desinteresse am Lernen und dadurch fehlendes Wissen.
  • Die Jugendlichen halten Geld für den wichtigsten Wert.
  • Der Gemeinschaft löst sich auf.
Um zu erfahren, warum die ungarische Jugend so und nicht anders über das Leben denkt und sich den eigentlichen Regeln der Gesellschaft widersetzt, erfahren wir wenn wir uns die Hintergrundsituationen anschauen – die Gesellschaft, die Familie und die Schule.

Die ungarische Gesellschaft
Seit 1989 gab es viele Änderungen in der Gesellschaft. Bis dahin war es normal, dass es nur geringe Vermögensunterschiede gab. Also nur wenige Leute hatten mehr Geld als andere. Diese Unterschiede waren nicht deutlich zu erkennen, weil eine Familie z. B. nur eine Wohnung oder ein Haus, ein Wochenendhaus und einen Wagen haben durfte. Zu dieser Zeit sollte die Ansicht verbreitet werden, dass alle Leute gleich sind.

Diese Situation hat sich nach der Wende von 1989 verändert. Ein kleiner Teil der Gesellschaft hat im Verlauf kurzer Zeit ein großes Vermögen erworben und nun gab es keine Beschränkungen mehr. Die Mehrheit verarmte durch Firmenschließungen und dadurch, dass der Staat mehr Geld als Waren und Güter hatte. Nur wenigen Menschen in dieser Zeit gelang es, so weiter zu leben wie zuvor. In dieser Zeit konnte man mit harter Arbeit nicht viel Lohn erwarten, sondern nur ein sehr niedriges Lebensniveau.
Diese Denkweise hat sich heutzutage bei vielen Jugendlichen festgesetzt. Anständige und ehrliche Arbeit bedeutet deshalb für sie keine Alternative zur schnellen Bereicherung, weil der Lohn in Ungarn weit unter dem durchschnittlichen Einkommens Westeuropas liegt; das hat zur Folge, dass reguläre Arbeit nur zu einem bescheidenen Auskommen führt. Es besteht die verbreitete Ansicht, dass man – außer durch Berufe wie z. B. Jurist oder Wirtschaftsmanager – einen bürgerlichen Lebensstand nicht erreichen kann. Diese Ansicht entspricht leider in gewisser Hinsicht der Wahrheit: die Personen, die z. B. im Gesundheitswesen, in der Schule arbeiten oder als Facharbeiter tätig sind, nur 10-15 Prozent des Lohnes erhalten, der in Westeuropa für ähnliche Arbeitsgebiete gezahlt wird.
Deswegen sehen die jungen Leute in vielen Fällen keine Perspektiven für ihre Zukunft und lernen deshalb nicht mehr. Viele Jugendliche denken, dass es nicht nötig ist jetzt zu lernen, weil sie kaum gute Chancen dazu haben ein überdurchschnittliches Gehalt zu erzielen. Das ist aber falsch denn, in zehn Jahren werden die momentan 15- bis 16-jährigen sehr gute Lebenschancen haben, die sie aber nur dann ergreifen können, wenn sie sich vorher genügend darauf vorbereitet haben.

Die Familien der Jugendlichen haben die Aufgabe die Kinder auf das spätere Leben vorzubereiten, und sie zum Lernen zu motivieren. Oft ist das aber nicht möglich, beschrieben wird dies im nächsten Abschnitt.

Die ungarische Familie
In Ungarn zerbricht ungefähr jede zweite Ehe und endet mit der Scheidung; deshalb ist die Anzahl der Jugendlichen sehr groß, die in unvollständigen Familien heran wachsen. Ein Elternteil allein kann jedoch nicht den gleichen finanziellen Hintergrund sichern wie zwei Verdiener, besonders nicht unter den ungarischen Einkommensbedingungen. Eine große Anzahl der Jugendlichen erhält zu wenig Zeit von den Eltern; außerdem fehlen vielfach die finanziellen Voraussetzungen, die für ein erfolgreiches Lernen sehr wichtig sind. Die Jugendlichen kommen mit einem solchen familiären Hintergrund zur Schule, die Schulen können jedoch keine Wunder vollbringen.

Das ungarische Unterrichtssystem
Im ungarischen Unterrichtssystem (Grundschulen bis zu den Universitäten) ist das Wichtigste der Unterricht, nicht die Erziehung. Was also die Familie oder die Gesellschaft nicht bei den Kindern erreicht haben, können die Schulen überhaupt nicht oder nur gering nachholen.

Den Schülern ist es überlassen, wie sie ihre Zeit einteilen, wie viele Stunden sie lernen und ob sie sich bemühen, aus reinem Interesse über den Unterricht hinaus noch dazuzulernen.
Ein großer Teil der Jugendlichen investiert nur wenig Zeit, um zu lernen. Stattdessen verbreitet sich unter vielen Jugendlichen der Alkohol- und Drogenmissbrauch. Der Mangel an Sportmöglichkeiten trägt außerdem dazu bei, dass die Nachmittage der Jugendlichen oft ziellos vergehen. Auch Disziplin steht nicht an erster Stelle. Das liegt daran, dass die Schüler heute mehr Rechte haben, als es sinnvoll ist; so können sie beispielsweise wegen störenden Verhaltens nicht mehr einfach aus der Klasse ausgeschlossen werden, daraus folgt, dass die Schüler kein großes Interesse daran haben zuzuhören.


Konsequenzen
Es gibt viele Jugendliche die ihre Jugend nicht dazu nutzen, um an die Zukunft zu denken. Sie leben in den Tag hinein, obwohl sich das kaum auszahlen wird. Unterstützt wird diese Haltung auch durch die seit der Wende 1989 freieren Medien, die leichte Unterhaltung, Partys und lockeres Benehmen als Regel darstellen. Hinzu kommen auf der anderen Seite die meist beschränkten finanziellen Möglichkeiten und die mangelnde Betreuung der Eltern.
Zu der anderen Gruppe gehören die, die einen funktionierende Familien- oder gesellschaftlichen Hintergrund haben oder so zielbewusst sind, dass sie den schlechten gesellschaftlichen Einflüssen widerstehen können. Das ist jedoch die Minderheit der heutigen Jugend Ungarns.

Für beide Gruppen ist es weiterhin typisch, dass sich die Zahl der Freundschaften und des Gruppenzusammenhalts drastisch vermindert hat.

Die ungarische Gesellschaft sollte sich das Ziel vor Augen halten, dass eine Generation heranwachsen müsste, bei der das Lernen, der Zusammenhalt eine sehr wichtige Rolle spielt.
K.S.

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